Donnerstag, 12. September 2013

Bitte ankreuzen

Lesen Sie bitte den unteren Teil dieses Textes erst am Schluss, da sonst der Überraschungseffekt verloren geht. Kreuzen Sie einfach jene Verhaltensweisen Ihres Kindes an, die «stark» oder «ziemlich» zutreffend sind: «Mein Kind ist zappelig und kann nicht stillsitzen. Es rennt viel herum und klettert überall hinauf. Es bewegt sich übermässig viel. Es lässt sich leicht ablenken. Es macht oft körperlich gefährliche Aktivitäten, ohne mögliche Folgen zu bedenken. Es handelt häufig, bevor es überlegt. Es reagiert schlecht auf Aufforderungen. Es will gerne im Mittelpunkt sein. Es streitet oft mit den Eltern. Es tut oft absichtlich Dinge, um andere zu ärgern. Es will nicht gehorchen. Es ist in seiner Stimmung unausgeglichen. Es bekommt Wutanfälle, wenn etwas nicht nach seinem Willen geht. Es platzt oft mit Antworten heraus, bevor die Frage zu Ende gestellt ist. Es schiebt oft eigene Fehler anderen zu. Es kennt manchmal keine Grenzen. Es bringt angefangene Tätigkeiten nicht zu Ende.»
   Erste Zusatzbemerkung: Falls Sie mehr als fünf Verhaltensweisen angekreuzt haben, sollten Sie sich unverzüglich bei Ihrem Kinderarzt melden, es besteht nämlich grosse Gefahr, dass es sich bei Ihrem Kind um ein «hyperaktives», so genanntes «ADHS-Kind» handelt. Zweite Zusatzbemerkung: Die oben aufgelisteten Verhaltensweisen entstammen einem von Schweizer Ärzten verwendeten Fragebogen, der insgesamt 81 Beobachtungskriterien enthält und der Ermittlung von «ADHS-Kindern» dient. Dritte Zusatzbemerkung: Es gibt trotz intensiver Forschungen bis heute keine wissenschaftliche Erklärung dafür, was «ADHS» überhaupt ist. Vierte Zusatzbemerkung: Zahlen des schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic zeigen, das sich die in der Schweiz ausgelieferte Menge des gegen ADHS verschriebenen Ritalin-Wirkstoffes Methylphenidat zwischen 1999 und 2011 fast verzehnfacht hat. Fünfte Zusatzbemerkung: Ist Ihnen aufgefallen, wie viele der erwähnten Verhaltensweisen mit Gehorsam, Anpassung und Disziplin zu tun haben? Sechste Zusatzbemerkung: Wäre es, anstelle aufwendiger Einzelabklärungen, nicht viel zweckmässiger, gleich sämtlichen Kindern und Jugendlichen Ritalin zu verschreiben, könnten damit doch alle diese unerwünschten Verhaltensweisen gleich von Anfang an ausgetilgt werden und würde dies erst noch zu einer willkommenen Ankurbelung der Wirtschaft und Steigerung des Bruttosozialprodukts führen. Die siebte und letzte Zusatzbemerkung ist ein Zitat des leider viel zu stark in Vergessenheit geratenen Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi, der, wenn man zu seiner Zeit schon von «hyperaktiven» oder «ADHS-Kindern» gesprochen hätte, dazu Folgendes sagte: «Nur die Tätigkeit ist für die Kinder bildend und es gibt zu ihrer Entwicklung ganz und gar nichts anderes als Tätigkeit. Daher ist ihre Lebhaftigkeit, ihre Unruhe, ihr Treiben die weiseste und wohltätigste Einrichtung der Natur und das einzig mögliche Mittel, Kraft und Fertigkeit, Erkenntnis und Bildung in ihnen hervorzubringen.»

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