Dienstag, 8. April 2014

Der Islam eine Krankheit?

Der ägyptische Autor Hamed Abdel-Samad vertritt in einem im heutigen «Tages-Anzeiger» veröffentlichten Interview die These, dass «der Islam aus verschiedenen Gründen faschistische Züge aufweist: Er unterteilt die Welt in Gläubige und Ungläubige; er schliesst Andersdenkende aus; er strebt die Weltherrschaft an; er tötet seine Gegner». Und weiter: «Die Quelle der Krankheit liegt im Ursprung des Islam. Das Problem der islamischen Welt ist, dass man entweder nicht anerkennen will, dass man krank ist, oder dass man stets die falsche Diagnose stellt und deshalb zur falschen Medizin greift.»
   Wenn Abdel-Samad Moslems und Islamisten unbesehen in den gleichen Topf wirft, macht er genau das Gleiche, was er dem Islam zum Vorwurf macht, nämlich die Welt in «Gut» und «Böse» einzuteilen, nur dass für ihn der Islam das Böse ist und der Rest der Welt das Gute. Zudem widerspricht er sich, wenn er einerseits sagt, das Christentum sei früher auch gewalttätig und kriegerisch gewesen, habe sich aber über die Jahrhunderte zu einer aufgeklärten Religion weiterentwickelt, während er dem Islam jegliche Chance zu einer ähnlichen Entwicklung abspricht mit der Begründung, der Islam sei schon von seiner «Quelle» an eine «Krankheit». Völlig einseitig und verzerrend auch sein Hinweis auf Beziehungen Adolf Hitlers zu islamistischen Gruppen wie etwa der Muslimbrüderschaft. Objektiverweise müsste Abdel-Samad dann nämlich auch auf die Beziehungen Hitlers zum Christentum hinweisen und in Erinnerung rufen, dass Hitler seinen Antisemitismus und damit den Völkermord an den Juden zum «Willen Gottes» und sich selber zu dessen Vollstrecker erklärte: «Indem ich mich der Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.»
   Glaubwürdiger wäre es, wenn Abdel-Samad nicht eine einzige Religion, den Islam, anprangern würde, sondern den Fundamentalismus als solchen, der sich in jeder Religion und Weltanschauung verstecken kann. Wenn er nämlich dem Islam vorwirft, «die Welt in Gläubige und Ungläubige zu unterteilen» und «Andersdenkende auszuschliessen», dann müsste er gar nicht so weit suchen, denn das tun zum Beispiel auch die Evangelikalen inmitten unseres so genannt «modernen» und «aufgeklärten» Christentums. Auch die Behauptung Abdel-Samads, es gäbe «keinen moderaten Islam», ist schlicht und einfach falsch. So gibt es zum Beispiel in der Schweiz gemäss einer Studie der ETH-Forschungsstelle für Sicherheit gerade mal einige Dutzend gewaltbereite Islamisten, und dies bei einer Gesamtzahl von rund 450‘000 in der Schweiz lebenden Moslems!
   Hamed Abdel-Samad lobt die Aufklärung, die Menschenrechte, den Fortschritt und die Demokratie. Er selber tut mit seinen einseitigen und diffamierenden Ausführungen, der Angstmacherei und dem Schüren von Feindbildern genau das Gegenteil.

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