Donnerstag, 1. Mai 2014

Ich wünschte mir...

Nun endlich wissen wir es: Dass Frauen in vergleichbaren Jobs rund 19 Prozent weniger verdienen als Männer, hat nichts mit Benachteiligung oder Diskriminierung zu tun, sondern ist einzig und allein eine Folge der «inneren Einstellung der Frauen», die «nicht bereit sind, höhere Anstrengungen im Beruf auf sich zu nehmen». So jedenfalls die Meinung des schweizerischen Arbeitgeberpräsidenten Roland Müller, kundgetan anlässlich einer Pressekonferenz im Bundeshaus vergangenen Montag. Eine Aussage, die sich an Arroganz und Abgehobenheit wohl kaum mehr überbieten lässt.
   Ich wünschte mir, Herr Müller würde nur wenigstens eine Woche lang jene Arbeit verrichten, die von Serviceangestellten, Zimmermädchen in Luxushotels, Callcenter-Mitarbeiterinnen, Coiffeusen, Verkäuferinnen in Schuh- und Modegeschäften, Putzfrauen und Hilfspflegerinnen in Altersheimen Tag für Tag, über Jahre hinweg, geleistet wird. Und dass er dann ebenso, wie Hunderttausende dieser Frauen, jeden Abend todmüde ins Bett fallen würde, mit Füssen voller Blasen, schmerzenden Armen und Beinen, einem krumm gearbeiteten Rücken und den Kopf immer noch voller Befehle, Zurechtweisungen, Reklamationen und Vorwürfe, mit denen man durch den Arbeitstag gehetzt wurde. Und dass er dann ebenso wie so viele dieser Frauen, obwohl er so hart gearbeitet hätte, zu alledem zusätzlich noch von finanziellen Sorgen geplagt wäre und regelmässig gegen Monatsende feststellen müsste, dass das noch vorhandene Haushaltsgelds nicht einmal mehr für das Allernotwendigste ausreicht…
   Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Müller, wenn er dies alles erlebt hätte, auch weiterhin noch solchen Unsinn verbreiten könnte.

1 Kommentar:

  1. ... und dann müsste herrn müller noch beigebracht werden, dass ebendiese frauen, denen die richtige einstellung fehlt, nach getaner arbeit, zuhause eben solchen herrn müllern den haushalt schmeissen, sein nachtessen kochen, seine schuhe putzen, seine schmutzigen kleider waschen, usw. und das alles, nachdem sie sich am arbeitsplatz mindestens dreimal so stark einsetzen mussten wie herr müller, der seine aufgaben fast alle an frauen delegiert. weil sie so nämlich gewissenhaft erledigt werden. er kann sich damit dann beim netzwerken mit den resultaten dieser aufgaben brüsten, als hätte er sie selber gelöst.
    ja, und dann wird diesen innerlich falsch eingestellten frauen, die zu bequem sind, sich anzustrengen, noch vorgeworfen, dass sie eben nicht imstande sind, ein netzwerk aufzubauen, das doch so wichtig ist, um beruflich weiterzukommen und einkommensmässig den männerlevel fördert.

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