Mittwoch, 24. September 2014

Chance für ein neues Schul- und Bildungssystem

Seit Wochen tobt in der Schweizer Schullandschaft ein regelrechter «Sprachenstreit». Während die einen behaupten, je jünger ein Kind sei, umso leichter könne es eine Fremdsprache erlernen, gelangt eine soeben veröffentlichte Studie des «Wissenschaftlichen Kompetenzzentrums für Mehrsprachigkeit» in Freiburg zum genau gegenteiligen Schluss: Im Fremdsprachenunterricht hätten ältere Schülerinnen und Schüler einen entscheidenden Vorteil gegenüber jüngeren. Die Alltagserfahrung lehrt uns indessen etwas ganz anderes, nämlich, dass für das Erlernen einer Fremdsprache nicht das Alter entscheidend ist, sondern die Motivation. Es gibt Vier- oder Fünfjährige, die schon zwei oder gar drei Sprachen perfekt beherrschen, wenn durch ihr tägliches mehrsprachiges Umfeld die hierfür notwendige Motivation gegeben ist. Es können sich aber auch noch 70-Jährige, wenn sie das von sich aus unbedingt wollen, ohne weiteres eine oder gar mehrere zusätzliche Fremdsprachen aneignen.
   Der gegenwärtige Sprachenstreit könnte im besten Falle Anlass dazu sein, grundsätzlich über ein neues Schul- und Bildungssystem nachzudenken, in dem nicht mehr sämtlichen Kindern und Jugendlichen ein Einheitslehrplan übergestülpt wird, sondern alle Lernenden möglichst optimale Voraussetzungen zur Entfaltung ihrer individuellen Interessen und Begabungen vorfinden.

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